Ausstellung
Bewegliche Extremperspektiven
Romana Scheffknecht, Ernst Trawöger; Symposium Uccelli/Birds
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Die Ausstellung fand im Rahmen des Schwazer Silbersommers 1997 statt, der unter dem Titel Tanz der Berge stand. Die Sehnsucht nach dem "Überblick", der unter anderem in der Vogelsperspektive gegeben ist, bildete den Ausgangspunkt für die Wahl des Rahmenthemas.
Bewusstseinsveränderungen, die Astronauten während ihrer Raumflüge erfahren, wurden unter dem Begriff "Overview Effect" zusammengefasst: Ein gewandeltes Zeiterfahren, das Empfinden eines all-umfassenden Zusammenhanges, das Gefühl von Verantwortung für einen aus der Distanz fragil wirkenden Planeten galt es damit zu beschreiben. Vögel, die Namensgeber für die "neue" Perspekive, bildeten das zentrale Ausstellungselement - mit dem weiterführenden Gedanken, dass künstlerische Handlungen grundsätzlich eine Bewegung in Extremperspekiven bedeuten. Von der Sehnsucht nach dem Überblick und von der dazu nötigen Eigenbewegung handelte die Ausstellung - unter anderem.
Zwei Auftragswerke entstanden: Die Videokünstlerin Romana Scheffknecht zeigte in ihrer Dia-Installation unter dem Titel Vögel kreisende Raumfähren im abgedunkelten Raum, indem von einem Diakarussell im 10 Sekunden-Takt 81 realisierte und nicht realisierte Flugobjekte, vorwiegend aus den 60er -Jahren, an die Wand projiziert wurden. Für Ernst Trawöger, der mit drei großformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien vertreten war, bedeutete das Vogelstudium eine "Hohe Schule der Beobachtung". Ihn interessierte die Perspektive der Vögel, deshalb wartete er an einem Ort, der ihm zu deren Nahrungsaufnahme geeignet erschien, auf die Ankunft eines Vogels. Die Amsel, die ihm dabei vor die Kamera kam, wurde dann zweimal Motiv seiner Arbeit, im dritten Bild war die Wiese, der Ort der Beobachtung, abgebildet.
Ein anderer umfangreicher Teil der Ausstellung waren Ergebnisse des Symposiums Uccelli/Birds, das im Vogelpark La Selva in der Nähe von Rom im Mai 1996 stattgefunden hatte. In dem von Carolyn Christov Bakargiev und Hans Ulrich Obrist sowie der Associazone Zerynthia veranstalteten Treffen ging es darum, Kunst und Wissenschaft in anregendem Dialog zusammen zu führen. Facetten der Beziehung des Menschen zu Vöglen, zwischen Identifikation und Anderssein, Anziehung und Abstoßung, des Studiums, der Beobachtung und der Faszination wurden angesprochen.
Text: Andrea Hörl