Vortrag
Transportwesen – Ein Ameiseninfrastrukturprojekt
ein Vortrag von Angelika Wischermann
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Seit zwei Jahren recherchiert und erforscht die Künstlerin Angelika Wischermann die Infrastrukturbedürfnisse und das Transportverhalten von Waldameisen. Auf dem weitverzweigtem Wegenetzwerk bewegen die Ameisen sich von ihrem Nest aus in den Wald hinein. Leider steht abgelegen wohnenden Waldameisen kaum Infrastruktur für Erkundungen, Futter- und Materialbeschaffung zur Verfügung. Dadurch führen sie ein recht beschwerliches Leben und können ihr Arbeitspotenzial nicht zur Gänze ausschöpfen. Um die Arbeitsabläufe der fleißigen Arbeiterinnen zu beschleunigen, verbessert Wischermann die Verkehrsverhältnisse: Vom Nest aus werden Straßen gebaut, damit die Ameisen weniger Hindernisse überwinden müssen und leichter auf Bäume klettern können (selbstverständlich werden für die Baumaßnahmen nur regionale und natürliche Materialien verwendet und das Nest in keiner Weise beschädigt).
Im Frühjahr des letzten Jahres wurde ein Volk für die Umbaumaßnahmen ausgewählt: Das Wegenetz wurde markiert und die Verkehrsverhältnisse der zentralen Hauptstraßen verbessert. In weiterer Folge sollen die Umgebung des Ameisennestes und die stattgefundenen Umbaumaßnahmen aufgezeichnet und kartografiert werden. Zudem sollen zwei Schwesterstaaten und eine Mülldeponie an das Wegenetz angedockt werden.
In ihrem Vortrag Transportwesen – Ein Ameiseninfrastrukturprojekt gibt Wischermann Einblicke in das fortlaufende Projekt.
Die Objekte und Installationen der Bildhauerin und Medienkünstlerin Angelika Wischermann haben stets einen performativen Aspekt. Sie geht der Frage nach, wie das Verstreichen von Zeit sichtbar gemacht werden kann und welche sichtbaren und unsichtbaren Spuren wir in unserer Umwelt hinterlassen. Oft entstehen ihre Werke aus einer enormen Anstrengung heraus, aber die vermeintlichen Handlungen führen zu nichts. Dadurch wird eine Absurdität erzeugt und die Werke erhalten auch etwas Verstörendes. Zugleich wird aber auch die Handlung selbst in den Fokus gerückt und kann so besser beobachtet und analysiert werden.
Bild © Angelika Wischermann
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